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Am 16. Juli brechen wir zur 3. Etappe unserer Südamerika Reise auf. In Buenos Aires werden wir von Cristina und Alberto
abgeholt, die uns eingeladen hatten, ein paar Tage bei Ihnen zu wohnen; wir hatten sie letztes Jahr in Brasilien kennengelernt.
Wir verbringen drei herrliche Tage mit ihnen und besuchen einen Abend Alejandro und Familie, die wir vor 2 Jahren kennenlernten.
Dann bringen uns unsere Freunde zum WoMo, das im Club Aleman auf uns wartet und wie schon im letzten Jahr auf Anhieb anspringt.
Noch ein paar Vorbereitungen, Einkaeufe etc. und die naechste Etappe kann beginnen.
Unsere Route stellen wir kurzfristig um, weil Freunde aus Chile auf dem Weg nach Bolivien sind, wo sie vor 27 Jahren geheiratet
hatten. Anstatt durch Paraguay nach Brasilien ( Pantanal ) und von dort nach Bolivien, fahren wir mehr als 2000 km durch's
argentinische Formosa und Chaco. Alles topfeben und kerzengerade Strassen. Das auffaelligste waren die Flaschenbaeume, die
waehrend der Regenzeit in ihrem Stamm ausreichend Wasser speichern, um die trockenen Monate zu ueberstehen.
Eine weitere Abwechslung war ein internationaler Skulturenwettbewerb in Resistencia; der findet alle 2 Jahre statt, diesmal waren
es Holzskulpturen, die die Kuenstler in der Woche vor Ort anfertigten und die dann praemiert wurden. Unser Favorit war das Werk des
deutschen Bildhauers Stefan Ester wegen seiner klaren Formensprache und nicht etwa wegen nationaler Sympathien, sondern wie wir
vermuteten, wegen vielleicht doch unterschiedlicher geschmacklicher Praegung in Europa im Vergleich zu anderen Kontinenten. Doch zu
unserer Ueberraschung hatten nicht nur wir die Wettbewerber so bewertet, sondern auch die anderen Bildhauer und die Jury.
Unser Favorit hat den ersten Preis gewonnen und den ersten Platz bei der Bewertung durch die Kollegen.
Und weiter geht die oede Fahrt.....
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In Yacuiba reisen wir nach Bolivien ein und machen unverzueglich Bekanntschaft mit der staatlichen Korruption. Angeblich
bezahlen wir gleich an der Grenze die Strassengebuehren bis zu unserem Ziel, Santa Cruz, doch auf den naechsten 250 km
kommen mindesten 6 oder 7 Zahlstationen mit Polizeikontrolle. An einigen muessen wir nochmal Maut bezahlen, an anderen
will die Polizei ein Trinkgeld und wieder anderen gleich beides. Ich denke, wir haben zu guter Letzt die Strecke drei oder
vier Mal bezahlt.
In Santa Cruz treffen wir fast zeitgleich mit Truus und Hans ein. Die haben von Villarica in Chile, wo sie wohnen, 5000 km
hinter sich gebracht. Truus hatte vor 27 Jahren erst das Goethe Institut und dann eine Blindenschule, die Hans wiederum
gebaut hat, geleitet. Wir freuen uns Alle riesig, uns nach fast 2 Jahren wiederzusehen.
Gemeinsam brechen wir zu zwei der wichtigsten Jesuiten Reduktionen in Bolivien auf. Zuerst besuchen wir San Javier.
Ein kleines Dorf, vor 25 Jahren noch mitten im Urwald und nur ueber eine Piste zu erreichen, ist heute immer noch beschaulich,
aber die Strasse ist gettert und links und rechts davon wurde gerodet.
Besondere Charakteristik beider Missionskirchen, die wir besuchen: sie sind komplett aus Holz gebaut.
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Auf dem Weg nach Concepción halten wir an einer riesigen Estancia. Unsere Freunde Hans Saler und Truus kannten den inzwischen
verstorbenen Besitzer: es war Hans Ertl. Er war in den 30er und 40er Jahren einer der beruemtesten Kameramaenner Deutschlands
und hat u.a. 1936 mit Leni Riefenstahl den beruehmt beruechtigten Olympia Film gedreht.
In Concepción angekommen, stellen wir uns direkt neben die Kathedrale. Sie liegt an der zentralen Plaza, normalerweise
keiner guter Platz zum Uebernachten, aber auch dieses Dorf ist aeusserst beschaulich. Im krassen Gegensatz dazu ist dieses maechtige
Kirchenbauwerk, wiederum aus Holz. Auch diese Kathedrale wurde in den 80er Jahren von Hans Roth, einem Schweizer, bei dessen
Witwe und Sohn wir in Santa Cruz zu Gast sein durften, komplett und aeusserst detailgetreu restauriert. Und genau hier hatten Hans
und Truus Saler vor 27 geheiratet.
Der polnische Bischof kam auch auf ein Schwaetzchen zu uns und wir haben ihm, weil es ihn interessierte, unser fahrendes Haeuschen
gezeigt; im Gegenzug hat er uns dann nach der Sonntagsmesse zum Abendessen mit seinen Padres, Moenchen und Schwestern eingeladen.
Es war schon die 2. Messe an diesem Sonntag und beide Male war die Kathedrale voll und zwar ueberwiegend von jungen Leuten.
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Zurueck in Santa Cruz wird es hoechste Zeit, unseren Pantanaltrip zu organisieren. Wir sind mit einem argentinischen Ornitologen
in Kontakt, der fliessend deutsch spricht: Michael Blendinger. Mit ihm unternehmen wir eine 4 Tagestour, auf der wir sowohl ein Stueckchen brasilianische
als auch bolivianische Seite des suedlichen Pantanal erleben. Und bei mehr als 200 Vogelarten, die wir sichten, sind wir heilfroh, die Namen
und Erklaerungen in deutsch und nicht in einer Fremdsprache zu bekommen.
Mit dem Nachtzug fahren wir nach Puerto Suarez, an der brasilianische Grenze. Nach 15 Stunden kommen wir am Morgen an und gehen sofort mit
dem PickUp nach Brasilien. Durch ein besonderes Abkommen bedarf es bei 'kleinem Grenzverkehr' zum Rio Paraguay und Pantanalbesichtigung
keiner Formalitaeten und wir koennen ohne Aufenthalt nach Corumba und weiter nach Porto Manga reisen. Auf der Estrada Parque do Pantanal sehen wir
neben den vielen herrlichen Voegeln wie Eisvogel, Kardinalvogel, blauer Ara, verschiedene Spechte, Kuckuck, Kara Kara, Riesenstorch, Adler, Kormorane ...
um nur einige zu nennen, auch eine Anakonda von ca. 3 Metern Laenge, einen Ameisenbaeren, sowie die 'obligatorischen'
Caymane und Wasserschweine. Und wie das Gebiss eines Piranha aussieht, wissen wir jetzt auch.
Das Highlight der Bootstour, ausgehend von der Lagune Casares in Bolivien hinein einen der Zufluesse, waren 'Felder' von Victoria Wasserpflanzen.
Die riesigen runden Blaetter haben teilweise Durchmesser von ca. 1 Meter und die weissen und lila Blueten sind etwa handballgross. Da die
Zugaenge in die Seitenarme immer wieder durch Wasserpflanzen versperrt waren, mussten wir teilweise 'Schwerstarbeit' leisten, um uns einen Weg
zu bahnen. Aber der Schweiss hat sich gelohnt.
Insgesamt ist anzumerken, dass Mitte August das Wasser noch kaum zurueckgegangen ist und wir daher nicht die Konzentration von Tieren
sehen koennen, die es geben soll, wenn nur noch einzelne 'Pfuetzen' uebriggeblieben sind. Durch ungewoehnlich viel Regen in der Trockenzeit
faellt der Pegel wohl ein bis zwei Monate spaeter.
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Abschlußbemerkung: Korruption, Willkuer und Buerokratie
Hier in Bolivien erleben wir ein staendiges Wechselbad der Gefuehle; kaum ist der erste Schock hinsichtlich Korruption ueberwunden
und wir lernen nette Menschen, Landschaften und Kultur kennen, kommt der naechste Daempfer.
Auf der Rueckfahrt von Conception werden
wir wieder einmal von einem Polizeiposten kontrolliert; diesmal wird beanstandet, dass unser Motorrad nicht auf den Zollpapieren
erwaehnt ist. Da das bisher nie jemanden gestoert hatte, denken wir, o.k. die wollen wieder eine kleine Zuwendung und bieten einige
Bolivianos an. Aber: zum ersten Mal geraten wir an einen nicht korrupten Polizisten und der wird ernsthaft sauer. Wir erklaeren, dass
wir als Touristen nun wirklich nicht unterscheiden koennen zwischen 'den Guten und den Boesen' und er beruhigt sich wieder. Allerdings
schickt er uns mit zwei Polizisten als Eskorte zum Zoll nach Santa Cruz um die Papiere in Ordnung zu bringen. Name des Vorgangs, den er
dem Ganzen auf einem Formular gegeben hat: Hitler ! Spaeter erfahren wir, das dies hier durchaus nicht abfaellig gemeint ist ...
Beim Zoll lotst uns unsere Eskorte zur Einfahrt fuer LKWs zum Zollhof, weil sie damit rechnen, dass wir das Motorrad dalassen muessen,
bis dann in ein oder zwei Tagen der Papierkram erledigt ist. Auf den Zollhof duerfen wir aber nicht, sondern stehen davor an einer ziemlich
vermuellten Strasse und warten auf den zollbeamten. Der kommt, schaut sich die Lage und die Papiere an, sagt er werde mit der Grenzstation,
wo wir eingereist sind, telefonieren. Wir sitzen mit unserer Bewachung im Muell und warten. 2 Stunden spaeter taucht wieder jemand auf, spricht
mit den Polizisten und verschwindet wieder. Sie warten angeblich auf ein Fax vom Grenzuebergang mit den korrigierten Einreisepapieren.
Wir sitzen im Muell und warten. Unsere jungen Aufpasser hatten irgendwann gefragt, wie das Leben in Deutschland sei und ob es grosse
Unterschiede gaebe. Jetzt erklaeren wir ihm anhand unserer aktuellen Situation, dass in Deutschland sicher kein Tourist an der Strasse in
Bergen von Muell warten muss, waehrend er auf seine Papiere wartet und was er denn denkt, was das fuer einen Eindruck macht ... Er war richtig
beschaemt.
Nach weiteren 3 Stunden haben sie das Tor vom Zollhof geschlossen und jetzt bekamen die beiden Jungs Panik. Die durften uns naemlich nicht allein
lassen, waren aber 1 Autostunde von ihrem Posten weg. Wenn wir also hier uebernachten muessten, muessten sie unter unserem Auto schlafen.
Und ploetzlich meinte der, der vorher immer auf Geduld gepocht hatte, ob wir nicht doch direkt zu dem Beamten ins Buero gehen wollten und
ihm etwas vorjammern, das wuerde in Bolivien helfen. Also gehen wir etwa 200 ums Eck und siehe da, da gab es tatsaechlich ein sauberes Buerogebaeude
mir Wartezimmer und Baenken. Inzwischen war es dunkel und wir wollten nicht mehr durch die Stadt fahren. Also haben wir als erstes verhandelt, dass wir
auf dem Zollgelaende naechtigen duerfen; damit waren die Polizisten entlassen und konnten heimfahren. Unsere Papiere sollte in einer Stunde
fertig sein. Der Sachbearbeiter zeigte aber keinerlei Aktivitaet ausser dass er seinen Computer hochfuhr ( Bildschirm stand zum Besucherfenster hin,
so dass wir ihn sehen konnten ) und sich Pornos im Internet anschaute. Dann wurde es uns doch zu bunt, haben gefragt was jetzt mit unseren Papieren
los sei und promt kam die Standard Antwort: wir warten auf ein Fax ...... Das war dann doch zuviel des Guten: Ob er noch seinen Chef anrufen wolle
bevor wir jetzt mit dem Konsulat telefonieren, nachdem er uns einen Tag unseres Urlaub geraubt habe . Und siehe da, ploetzlich war Bewegung im Buero
und innerhalb einer halben Stunde hatten wir Zollpapiere fuer's Motorrad: keine Marke, keine Nummernschild ; lediglich formell bestaetigt, dass
wir ein Motorrad mitgebracht haben und dieses auch wieder mit ausser Landes nehmen. Zollstempel drauf, fertig. Das war eine Aktion von 8 Stunden.
Und am naechsten Tag war Feiertag und niemand im Buero. Den Waechtern des Gelaendes hatte niemand ausdruecklich gesagt, dass sie uns rauslassen sollen;
also blieb das Tor zu. Geld hatten sie nicht, um unseren Beamten, dessen Nummer wir hatten, anzurufen. Also haben wir Kleingeld geholt, damit wir endlich
da rauskamen.
Dann das tolle Pantanalerlebnis und jetzt auf der Weiterfahrt ins Hochland wieder Polizisten, die die Hand aufhalten.
Waeren da nicht die einzigartigen Landschaften und doch immer wieder auch positive Erlebnisse mit den Menschen, wir wuerden uns dieser Willkuer und Korruption,
der wir trotz aller Erfahrung recht hilflos gegenueberstehen, nicht weiter aussetzen und solche Laender meiden.
Doch jetz schauen wir erstmal wieder voller Optimismus dem bolivianischen Hochland entgegen.
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